Road Rage oder: Vancouvers Verkehrsproblem

Jeden Tag auf's Neue geht der Puls in den dunkelroten Bereich. Jedesmal, wenn man sich in den Straßenverkehr begibt - sei es Fahrrad oder Auto, spielt keine Rolle.

Hallo, ich heiße Vancouver. Ich habe ein Verkehrsproblem. Seit einigen Jahren hat sich meine Bevölkerung und die damit verbundene Autozahl so schnell vervielfacht, daß meine Infrastruktur dem nicht mehr standhalten kann.

Man hat versucht, mein großes Verkehrsaufkommen mit mehr und mehr Ampeln zu regulieren um der Sache zumindest etwas Ordnung zu geben. Seitdem blinkert es ganz wild rot und grün und ich weiß schon gar nicht mehr wo hinten und vorne ist.

Mein Verkehr schleppt sich von Block zu Block, von Ampel zu Ampel. Irgendwie hab ich den Überblick verloren und hab auch überhaupt kein System in der Ampelschaltung. Ich glaube, ich bin in einer Sackgasse. Auto an Auto, jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Nachmittag, jeden Abend.

Die zwei Brücken, die in meine Vorstädte führen und umgedreht sind ein schmerzhafter Engpass. Stau rund um die Uhr. Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten, keine Alternativen. Ich bin verzweifelt und weiß mir nicht zu helfen.

Mein größtes Manko (gleich nach der übelkeitserregenden Ampelschaltung): mir wurden nahezu keine Links-Abbiegespuren gegeben. Überall stehen also Linksabbieger auf meinen Fahrbahnen und blockieren sie für den Verkehr.

Das treibt meine Bewohnerlein in den Wahnsinn und führt zu aggressivsten Fahrmanövern. Es wird geschnippelt, gehupt, geschnitten, gedrängelt. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Mein öffentliches Transitsystem ist auch überfordert. Nicht genügend Busse und Züge. Ich hab regelmäßig Verstopfung und kann mir eine Behandlung nicht leisten. Im Sommer geht es mir ein bißchen besser, weil viele meiner Bewohner Rad fahren.


Ich hab versucht, mit Radwegen und ganzen Radfahrstraßen dem Problem entgegenzutreten, aber es kamen andere Schwierigkeiten hinzu. Meine Auto-fahrende Bevölkerung kann mit dem Zweiradfahrer nicht umgehen und fährt ihn an jeder zweiten Ecke um. Was soll ich nur tun?

Meine chinesischen Immigranten denken zum Teil immer noch (so hört man aus bösen Mündern), daß sie hier mit einem Familienführerschein(!) fahren dürfen. Ich bin Zeuge von dramatischen Entwicklungen. Radfahrer schreien Autofahrer an und schlagen auf Porschedächer ein. Autofahrer schubsen Radfahrer vom Gefährt. Was soll ich tun?

Ich gelte als freundliche Stadt. Wer mich jedoch als Verkehrsteilnehmer besuchen kommt, der wird mich mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Wenn es ums vorwärtskommen geht, da brennen vielen schonmal die Nerven durch. Ist es nicht frustrierend, wenn der Radfahrer immer wieder und wieder am vermeintlich bevorteilten Autofahrer vorbeizieht?

Ich habe alle Zutaten für ne ordentliche Verkehrskolik und ich weiß mir nicht zu helfen in meiner Misere. Ich glaube, ich brauche professionelle Hilfe.



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