Verfasst im Mai 2008
Vancouver ist auf dem Feldzug gegen ddas Rauchen und die Raucher. Auf dem nordamerikanischen Kontinent ist die Raucherei ja schon eine ganze Weile schwieriger als man das von Europa kennt. Während es da erst seit einigen wenigen Jahren Rauchverbote in Restaurants und öffentlichen Gebäuden gibt, ist das hier schon seit vielen vielen Jahren Gang und Gebe oder vielmehr Gesetz.
Dennoch - so zumindest der Eindruck - gibt es noch zahlreichende rauchende Kanadier. Zigarettenpreise von bis zu 10 Dollar pro Schachtel scheinen nicht abzuschrecken. Nicht nur, dass das ein preisintensives Laster ist, es macht einem auch noch das Leben schwer. Eine Mietwohnung, in der man rauchen darf - ausgeschlossen!
Eine Kneipe oder ein Club, in dem man zu seinem Bierchen ein Pfeifchen anzündet - gibt es nicht. Bisher gab es zumindest noch die Möglichkeit, draußen im Patio zu sitzen, sich einen abzufrieren, aber zumindest dort zu räuchern wenn einem danach ist.
Seit 1. April 2008 ist alles anders. Mit dem Ziel bis 2010 supergesund und vorbildlich ins Rennen um die olympische Vorzeigestadt zu gehen, wird der Raucher maßlos geärgert. Das neue Gesetz verbietet jetzt auch Rauchen auf dem Patio und allen öffentlichen Anlagen. Es darf nur noch mit einem Mindestabstand von 6 Metern vor Fenster oder Eingängen geraucht werden - alles zum Schutze des Nichtrauchers.
Da wir ja auch eher zu dieser Gruppe gehören oder wahlweise zu den "es-ist-Sommer-ein-Bier-steht-vor-mir-ich-hätte-jetzt-gerne-eine-Zigarette"Rauchern betrifft uns das ganze ja eher nicht. Man kommt aber auch als Beobachter nicht drumherum, sich darüber Gedanken zu machen.
Folgende Anekdote: kürzlich auf einer Busfahrt nach Downtown werde ich aus meiner Tagträumerei gerissen, als der Busfahrer einen zusteigenden Mann lautstark vollnöhlt. Habe den Anfang verpasst und bin nicht gleich im Bilde. Es stellt sich heraus, dass besagter Mann an der Bushaltestelle geraucht hat, während er gewartet hat. Klingt völlig normal, ist es aber seit 1. April nicht. Denn seitdem muss man ja den Mindestabstand zum öffentlichen Eigentum (Bushaltestelle) einhalten.
Es gab also direkt zur Fahrkarte einen Einlauf und der Arme wusste gar nicht, wie ihm geschieht. Man hat sich für zwei weitere Haltestellen auf die Raucherdiskussion eingelassen, aber der Standpunkt vom Busfahrer war klar: Gesetz ist Gesetz.
Ich war etwas hin und hergerissen, habe mich aber innerlich doch eher dem "Sünder"verbrüdert. Wir haben die Meinung geteilt, dass sowas nunmal nicht von einem Tag auf den anderen funktioniert. Wo gestern qualmen noch okay war, wird man heute verbannt, angekäst und bestraft. Unter freiem Himmel - das muss man erstmal lernen, dass es jetzt freien-freien Himmel und öffentlich-freien Himmel gibt. Hinzu kommt, dass Rauchern alle Rechte entzogen werden - wo sollen denn die armen Teerlungen noch hingehen?
Solange Rauchen noch legal ist (wer weiß wie lange noch), sollte man nicht noch ein Recht darauf haben, sich auf der Straße eine anzuzünden???? Ich bin geneigt, es Übertreibung zu schimpfen. Abartige Bilder auf Zigarettenschachteln und Preise, die Zigaretten wahrlich auf Drogenlevel heben, haben es in der Vergangenheit auch getan.
Lustig hinzu kommt außerdem, dass es ab sofort keine
Zigaretten/Tabakwaren mehr in der Auslage geben darf. Die ehemals bunt
gefüllten Regale im Supermarkt sind jetzt entweder leer oder abgedeckt.
Der rauchende Kunde darf also nicht mehr das "was nehm ich denn heute
mal" Spiel spielen, sondern muss sich seiner Wahl im Vorfeld bewusst
sein. Was hamm' Se denn? kommt wohl nicht so gut beim angenervten
Kassierer. Stellt sich konsequenter Weise die Frage, was die
Tabakgeschäfte jetzt machen.
Um die Geschichte im Bus noch abzuschließen: während man sich in Deutschland an dem Punkt wahrscheinlich schon bösartigst beschimpft oder aus dem Bus verbannt hätte, hat unser gepeinigter Fahrgast nach einer 10-minütiger Diskussion frustriert das Handtuch geworfen und ist mit den Worten: you hurt my feelings - I am going to the back of the bus nach hinten getrottet. Armer Raucher.
Das hier soll also in Summe eine klitzekleine Vorwarnung sein an alle Raucher, die einen Besuch im supergesunden Vancouver planen. Lustig wird das nicht, mit bösen Blicken und Geldstrafen muss gerechnet werden.
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