Lake Lovely Water liegt knapp 1.200 Meter über dem Meeresspiegel im Tantalus Provincial Park. Ein traumhaft gelegener See, der eingebettet zwischen den Bergen vom Gletscher gespeist wird und entsprechend frostig ist. Der Name des Sees klingt verlockend, je gerade zu entzückend. Was der Name nicht verrät, ist die knechtende Wanderung bis zum Ziel.
Am nördlichen Ende von Squamish, nur 45 Minuten von Vancouver entfernt, liegt der Ausgangspunkt für unseren Wochenendausflug. Westlich vom Squamish River soll unsere knapp 7-Kilometer-Wanderung beginnen. Aus unserer vorbereitenden Lektüre wissen wir, daß uns kein Spaziergang erwartet sondern eine ordentlich anstrengende Wanderung mit teils steilem Anstieg.
Wir haben Proviant und Camping-Equipment für unsere Übernachtung dabei, alles in allem ein schönes Zusatzgewicht auf dem Rücken. Die empfohlene Wanderzeit liegt bei 4 bis 6 Stunden.
Erste Herausforderung: die Überquerung des Squamish Rivers. Da unsere Wanderung auf der anderen Seite des Flußufers beginnt, müssen wir irgendwie übersetzen. Wir haben kein Kanu, Schwimmen ist keine Option, denn wir sprechen hier von einem ausgewachsenen breiten Fluß mit ordentlicher Strömung. Obendrein tragen wir große schwere Rucksäcke.
Eine Traverse ist über dem Fluß installiert und Wanderer,
die obendrein gute Kletterausrüstung bei sich haben, können sich so mithilfe
von Kletterseilen und Haken am Stahlseil übersetzen. Uns fehlt das
entsprechende Equiment und wir wollen keine unnötigen Risiken eingehen.
Wer die Traverse in Erwägung zieht, hier sind
einige Tipps.
Normalerweise operiert
ein Wassertaxi (Reservierung: Jay Bicknell, Telefon 001-604-898-3356), das aber
leider nicht verfügbar ist.
Wir haben unsere Alternativen der Flussüberquerung abgewägt und haben uns nach mehreren Unterhaltungen mit Einheimischen entschlossen, einen hießigen Eingeborenen anzuheuern. Immerhin befinden wir uns am Squamish River auf Indianergebiet und halten es für schlauer, unser Auto mit „Erlaubnis“ eines Stammesangehörigen zu parken.
Wir klopfen
an einige Haustüren und treffen beim zweiten Versuch auf Patrick. Patrick
besitzt ein kleines Motorboot und bietet uns an, uns für $40 pro Person überzusetzen
und am nächsten Tag auch wieder abzuholen.
Wir nehmen ihn beim Indianerehrenwort, zahlen cash und
treten um 12 Uhr mittags unsere Wanderung an der Westseite des Flusses an –
jetzt gibt es kein Zurück mehr, denn Patrick ist schon wieder davongeschippert.
Die Wanderung beginnt hier. Anfangs scheint alles recht
entspannt, nur die Vegetation ist etwas dicht und bockig. Echter kanadischer
Regenwald. Wenig später kämpfen wir uns für die nächsten Stunden bergauf,
schwitzen, fluchen innerlich auf das schwere Gepäck und fragen uns immer mal
wieder, ob das eigentlich alles sein muss.
Der Boden unter uns ist lose und teilweise rutschig, festes Schuhwerk ist unabdingbar. Wir hangeln uns an Baumwurzeln den Berg hinauf und klettern mit Händen und Füßen die steilen Strecken bergauf. Etwa nach einem Drittel der Strecke kommen wir an einen Fluss und laufen ab hier mehr oder weniger parallel zum Wasser.
Immer wieder tut sich ein Wasserfall vor uns auf, der uns Gelegenheit zum Schauen und zum Durchatmen gibt, schöne Fotomotive inklusive. Trotz unserer kleinen Verschnaufpausen sind wir bereits nach knapp vier Stunden am Ziel - entkräftet und nass geschwitzt.
Der Anblick von Lake Lovely Water entschädigt sofort für
die Strapazen. Idyllisch liegt der türkisblaue See zwischen den Bergen, die
Wolken heben sich bei unserer Ankunft zum ersten Mal an diesem Tag und die Ruhe
und Idylle dieses Fleckchens Erde ist fantastisch. Der See ist spiegelglatt und
lädt zum Baden ein. Relativ schnell hat sich das Thema aber erledigt, denn der eiskalte
Gletschersee versetzt mehr Schmerzen als angenehme Abkühlung.
Einige Campingplätze sind am Lake Lovely Water vorhanden; sie sind kostenlos, aber nicht reservierbar. Auch hier gilt wie so oft: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Links vor der Hängebrücke geht es alternativ zu einem Sandstrand, der als nicht offizieller Campingplatz dient.
Wem die Campingvariante zu ungewiss ist oder
wer etwas komfortabler wohnen möchte, kann sich im Vorfeld in der Hütte am See (Tantalus
Hut) einmieten – eine rustikale Unterkunft, die vom Alpine Club of Canada
betrieben und verwaltet wird. Über deren Webseite kann man sich sein Plätzchen
in der Hütte reservieren - $25 pro Nacht kostet hier der Luxus eines festen
Daches über dem Kopf. (Mitglieder des Clubs bekommen einen reduzierten Preis
von $15 die Nacht)
Reservierungen für Nicht-Mitglieder können ab 3 Monate vor Reisedatum getätigt werden. Alternativ und für früheren Zugriff auf Buchungsdaten kann man sich als Mitglied anmelden.
Reserviert wird online, telefonisch über den Alpine Club +1 403 678 3200 (8:30-20:30 Uhr), 7 Tage die Woche oder per email an info@alpineclubofcanada.ca.
Wir haben dieses Mal die Übernachtung in der Hütte vorgezogen und hätten vieles aus unserem schweren Gepäck, das wir unter großer Anstrengung hier hoch getragen haben, nicht gebraucht. Die Hütte ist einfach, aber prima ausgestattet – Kocher, Kochgas, Geschirr, etc. ist alles vorhanden.
Im „Obergeschoss“ gibt es Schlafgelegenheiten für 20 Gäste. Die sanitären Anlagen sind sehr einfach, die Toilette befindet sich außerhalb der Hütte...das klassische „Outhouse“. Strom gibt es nicht und Licht läuft über Propangas; geheizt wird bei Bedarf im Holzofen.
Wir fühlen uns wunderbar geherbergt am Lake Lovely Water und haben eine sehr erholsame Nacht
– allerdings sind wir auch alleine in der Hütte. Bei vollem Haus kann es durchaus
auch sehr unruhig zugehen.
Mehr Informationen zur Ausstattung der Hütte gibt es auf der Webseite des Alpine Clubs
Als Gast der Tantalus Hut, hat man automatisch auch
Zugang zu den zwei dazugehörigen Ruderboten und einem Kanu und kann so die
Umgebung auf dem Wasserweg erkunden oder im kühlen Gewässer nach Forellen angeln
(gültige Angellizenz nicht vergessen).
Für mehrtägige Aufenthalte bieten sich Wander- oder
Klettertouren in der Umgebung an. Vom See aus gibt es Möglichkeiten zum Wandern
in Richtung Niobe Meadows – ca. 6 km hin und zurück. Erklettern kann man den
Tantalus (2.603 m), den Dione (2.590 m), Alpha (2.305 m) oder den Serratus (2.326
m). Eine weitere Hütte (Jim Haberl Hut)
liegt 6 Stunden von Lake Lovely Water entfernt auf dem Serratur-Dione Pass in 2.030
Metern Höhe.
Wer die Szenerie, aber nicht die harte Arbeit möchte, der
kann sich auch via Helikopter oder Wasserflugzeug einfliegen lassen. Folgende
Anbieter können Lake Lovely Water anfliegen:
Die beste Zeit für einen Hike zum Lake Lovely Water ist
Juli bis Oktober. Die restlichen Monate des Jahres ist der See zugefroren, die
Wanderung durch Schnee und Nässe erschwert und allgemein ist es sehr kalt in
diesen Höhen. Auch die Hütte ist nur von Mai bis Oktober buchbar.
Weitere Wanderungen in und um Vancouver.....
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